Du trittst in den Morgen
Veröffentlicht: 26. Mai 2014 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Ein Kommentarmit dem Bleisaum am Zahnfleisch
nach vier Stunden Schlaf ohne Schlaf
in der Coverversion eines Traumes
im Original aus den Achtzigern.
Dahinstellen und ausnüchtern
es sind noch Satzenden übrig
und ein halber Sack Erde und Salz.
Die Beweisaufnahme ist weiter im Gange
du stolperst ins Licht, längst nicht raus aus der Sache
fängst dir was ein, wirfst es fort
nimmst dir frei und gibst dich gefangen.
Was muss passieren, damit was passiert.
Am Abend zählst du deine Finger
drückst sie ins Schwarze, machst einen Abdruck
ins Album, legst dich zu den Akten
zu den zirpenden Grillen, die du niemals siehst.
(2014)
zu wenig, zu spät
Veröffentlicht: 26. Mai 2014 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für zu wenig, zu spätdie stare, die spatzen, die raben
in wechselnden rollen, hoch in der birke
auf ihrem obersten ast, wie sie singen
und warten, mir bedeutung anbieten
ein rätsel für mich, ich steh am geländer
mit klammen fingern und pochendem schädel
es geschieht immer wieder
das orakel von elstern und tauben
in jeder saison mit anderer farbe. es gibt
nichts zu behalten, mit etwas glück nur
eine tiefblaue feder, die der eichelhäher verlor
als er den ausguck verließ
und voller spott etwas rief, das
ich nicht verstand
(2014)
Noch einmal und wieder
Veröffentlicht: 3. März 2014 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für Noch einmal und wiederWie in einem Spiel, nachdem man alle Leben verlor
zurück zum Moment, als noch sämtliche Waffen
zur Auswahl standen, die leichten und schweren
dazu Panzer und Schilde, die Rüstung
für Rücken und Brust. Noch einmal von vorn
noch einmal auf und davon mit allen Optionen
oder doch nicht, denn man stirbt schließlich immer
an der gleichen Stelle, bei jedem Versuch
und weiß es ja vorher. Alle Herzen verbraucht.
Noch einmal von vorn, und erneut
mit vollen Gläsern beginnen und ganz weißen Zähnen
Botschaften entziffern bevor sie verbrennen. Wie war das
als man das erste Mal die Verstecke entdeckte
man plündert sie wieder, steckt Stift ein und Messer
und Flasche und Schlüssel, man wird alles brauchen
und alles hergeben müssen.
Noch einmal zurück an den Ort, wo zuletzt
der Spielstand gespeichert war, ein Portal
ein Turm, eine Wiese. Der Gegner, der Freund
sie sind beide noch da, erst wenig
nahm man dem anderen weg, die Schläge
werden vertraut sein, die Tricks. Man wartet
wie immer, dass jemand kommt mit einer Fahne
und sagt: du kannst noch gewinnen.
(2014)
Gedicht Anfang März
Veröffentlicht: 2. März 2014 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für Gedicht Anfang MärzAuf der Suche nach dem verlorenen Schlaf
zwischen den Bäumen, die du gestern gezählt hast
legst dein Ohr an die Borke, hörst auf das Rauschen
einer grünen Verschwörung, Erlen und Ulmen
haben die Plätze getauscht.
Wirfst Reisig auf wie ein hungriger Vogel
keine Ruhe, sie zeigt sich auch nicht
unter den Blättern von gestern, Feuerwanzen
bewachen das Totholz. Zu deinen Füßen
wühlen Mäusearmeen, im Untergrund
bauen Maulwürfe Städte. Du musst hier fort
nichts in der Hand als verwitterte Flügel
von Ahornsamen, die feinen Skelette
sie tragen nichts mehr und du
legst den Kopf auf die Lichtung, bleibst wach.
(2014)
komm einfach vorbei und sag
Veröffentlicht: 6. Februar 2014 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt 2 Kommentarekomm einfach vorbei und sag dass es gut ist
oder ruf an und sag dass es gut ist
schick mir ein bild das mir sagt dass es gut ist
oder sags dem kurier der mir sagt dass es gut ist
oder lass gut sein
lass sein
lass
(2014)
Abkehr, Ballett
Veröffentlicht: 30. Oktober 2013 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für Abkehr, BallettWir müssen das üben
so lange, bis keiner mehr weiß
wer von uns ging und wer blieb
Wir kennen die Schritte
die Hebefiguren, die Kreisel
die Gesten für Komma und Punkt
Und nun der Moment, der vorsieht
dass du mir die Hand bietest, bevor
du dich umdrehst, brüsk und voll Anmut
Schulterblätter wie Flügel, jedes Mal
bin ich erschrocken, und wie ich immer
vergesse, deine Küsse schmeckten nach Milch
Wir müssen das üben
so lange, bis alles ausgetrunken
bis alles ausgetanzt ist
(2013)
Gezählt, sortiert
Veröffentlicht: 29. Oktober 2013 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für Gezählt, sortiertEin Büschel Seetang
wie ein Nest, um zu bergen
was angespült wurde und
sonst längst wieder fort wäre.
Die Knochen und die Zähnchen
der letzten Woche.
Muschelbruch und Kiesel
mit tastbaren Narben. Ein Schlüssel
auf der Suche nach einer Tür.
Ein grüner Scherben Glas, ein durchsichtiges Fischlein.
Ein geborstenes Feuerzeug.
Noch ein geborstenes Feuerzeug.
Ein Stück Garn, an beiden Enden glatt abgeschnitten.
Ein Buchenblatt.
Kein Bernstein.
Eine Nussschale mit einem Universum darin.
Das war aber auch schon alles.
(2013)
Das passende Licht fällt gelb
Veröffentlicht: 9. Oktober 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von damals Ein Kommentarvon der Seite ein und legt
die wichtigen Flächen fest
für eine Fotografie
die jeder Spaziergänger vornimmt
Im verjährten Gras
liegt der Schatten des Ziegelturmes
den man abgerissen hat
Möwen sind da, sie üben sich
an der Luft in der Kunst
langsamer Bewegung, ohne
lügen zu müssen
Später beginnen Menschen zu reden
in Zimmern
mit entkleideter Stimme
(1990)
Heillos
Veröffentlicht: 27. August 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von damals Kommentare deaktiviert für HeillosNervös, nervös und dankeschön
für das Saxofon hinterrücks
die Kapelle unterm Dach
die mich so weiblich stimmt gegen dich
Hier ist mein Gastrecht, Schwester Unverhofft
es heißt, du wirst mir winken
wenn die Instrumente erst ausgeklungen
und weggesperrt sind (This is a lovesong
will das Piano beweisen), schließlich
schlichten Maximen den Zwist
von Maximen, für den Moment
tragen Hände aus, was vorlaut begann
(1991)
Wintersommer
Veröffentlicht: 26. Juni 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für WintersommerDer Zeitverleiher stundet keinen Moment mehr
Der Geheimniskrämer versagt den Kredit
Unterwegs im Dazwischen, meine Schuhe voll Wasser
dem Beweisführer nach, bis zur nächsten Station
Gesundbeter bilden ein buntes Spalier
ergreifen Partei, rekrutieren die Silben
Ich kau Russisch Brot, verschlucke die Wörter
Die Ration einer Woche, verzehrt ohne Fragen
Der Sterndeuter streikt, der Himmel bleibt offen
Der Zeichensetzer verkauft mir ein Nein
Das Szenenbild wechselt, wenn ich nicht hinschau
Der Kulissenschieber verlacht all mein Schmiergeld