Das passende Licht fällt gelb
Veröffentlicht: 9. Oktober 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von damals Ein Kommentarvon der Seite ein und legt
die wichtigen Flächen fest
für eine Fotografie
die jeder Spaziergänger vornimmt
Im verjährten Gras
liegt der Schatten des Ziegelturmes
den man abgerissen hat
Möwen sind da, sie üben sich
an der Luft in der Kunst
langsamer Bewegung, ohne
lügen zu müssen
Später beginnen Menschen zu reden
in Zimmern
mit entkleideter Stimme
(1990)
Heillos
Veröffentlicht: 27. August 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von damals Kommentare deaktiviert für HeillosNervös, nervös und dankeschön
für das Saxofon hinterrücks
die Kapelle unterm Dach
die mich so weiblich stimmt gegen dich
Hier ist mein Gastrecht, Schwester Unverhofft
es heißt, du wirst mir winken
wenn die Instrumente erst ausgeklungen
und weggesperrt sind (This is a lovesong
will das Piano beweisen), schließlich
schlichten Maximen den Zwist
von Maximen, für den Moment
tragen Hände aus, was vorlaut begann
(1991)
Wintersommer
Veröffentlicht: 26. Juni 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für WintersommerDer Zeitverleiher stundet keinen Moment mehr
Der Geheimniskrämer versagt den Kredit
Unterwegs im Dazwischen, meine Schuhe voll Wasser
dem Beweisführer nach, bis zur nächsten Station
Gesundbeter bilden ein buntes Spalier
ergreifen Partei, rekrutieren die Silben
Ich kau Russisch Brot, verschlucke die Wörter
Die Ration einer Woche, verzehrt ohne Fragen
Der Sterndeuter streikt, der Himmel bleibt offen
Der Zeichensetzer verkauft mir ein Nein
Das Szenenbild wechselt, wenn ich nicht hinschau
Der Kulissenschieber verlacht all mein Schmiergeld
Gütertrennung
Veröffentlicht: 9. März 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für GütertrennungDie unverrichteten Dinge
Die unveräußerlichen Dinge
Das Ausbedungene
Das Unabdingbare
Die Undinge
Das Dringliche
Das Undurchdringliche
Das Vollzogene
Das Vorgezogene
Das Vorenthaltene
Das Zählbare und das Unwägbare
Dein und mein Allerdings
Kilometer 212
Veröffentlicht: 9. März 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für Kilometer 212Im Fluss der leere Becher
Wer trank ihn aus, wer warf ihn
in den Strom, wem fehlt
er jetzt, wie weit
wird er noch treiben
bis er sich füllt, endlich
Gegenrede
Veröffentlicht: 5. März 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von jetzt Kommentare deaktiviert für GegenredeAuch wenn mir nur gelingt, was
ich mir nicht vornehme
Auch wenn ich nichts von dem
aß, was du auf den Tisch stelltest
Ich nahm kein Geschenk an
Aber wir schnitten gemeinsam die Zweige
pflanzten den Zwergstrauch
die einzige Art ihrer Gattung
Wir sahen dem Brotteig zu, wie er stieg
Deshalb will ich wissen, ob
dieser neue Baum wächst, ob er Frucht trägt
ob der eiserne Ofen nun zieht, ob
auf dem geebneten Boden wieder Gras steht
Nur das und das und nichts weniger
1989
Veröffentlicht: 1. Januar 2012 Abgelegt unter: Lyrik | Tags: Texte von damals Kommentare deaktiviert für 1989Meine letzte Silvesterrakete kollidierte
gegen fünf Uhr morgens mit
der unleugbaren Realität
des ersten Januar.
Ich hatte sie angezündet und
genau zugesehen, wie sie ihre gotische Bahn
begann und an deren Scheitelpunkt zerbarst,
ohne auch die absteigende Linie bilden zu können.
Halben Weges zerfiel sie zu einigen
farbigen Funken, die torkelnd noch
die Möglichkeit eines Ornaments
andeuteten, dann aber erloschen,
so, als hätte es weder da Vinci je gegeben,
noch Beardsley, van Gogh, Warhol
oder sonst wen, es war einfach vorbei
mit der künstlichen Herrlichkeit.
(1989)